Wanderung Innertkirchen-Engstlenalp
Auf Säumerwegen zur Engstlenalp
Wanderzeit: 5 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Juni - Oktober
Der Aufstieg von Innertkirchen zur Engstlenalp führt durch das landschaftlich sehr reizvolle Gental. Der weite Talboden wird von malerischen Felshängen umgeben, von denen eindrückliche Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Kehrseite der Medaille ist ein unangenehm hoher Anteil an Hartbelag: Annähernd die Hälfte der Strecke verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Seit Jahrhunderten wird Hartkäse aus der Zentralschweiz nach Norditalien exportiert. Mit Maultieren oder auf dem Rücken trug man die stattlichen Sbrinz-Laibe über die Alpen in den Süden. Eine der Routen verlief über den Grimsel- und den Griesspass ins Pomat. Noch heute kann man auf den Spuren der Säumer wandeln: Die Sbrinz-Route führt in fünf Tagesetappen von Stansstad bis ins italienische Ponte. Allerdings kann man sich fragen, ob die Träger seinerzeit wirklich via Engelberg und Jochpass marschierten – oder nicht doch eher die einfachere Route über den Brünigpass nahmen.
Es ist wohl müssig, sich solchen detailorientierten Erörterungen zu widmen. Stattdessen lohnt es sich, das Teilstück von Innertkirchen bergwärts zur Engstlenalp in Angriff zu nehmen, natürlich ohne Käse, denn in dieser Richtung waren die Säumer seinerzeit ja auf dem Rückweg und hatten höchstens Geld, Wein oder Reis im Gepäck.
Vom Grimseltor in Innertkirchen folgt man auf dem Trottoir zuerst ein kurzes Stück der Sustenpassstrasse, zweigt dann gegenüber der Kirche hangwärts ab und gelangt auf der alten Sustenstrasse nach Eggi und von dort erneut der Passstrasse entlang nach Wyler. Ausgangs des Weilers überquert man die Gadmerwasserschlucht und steigt nach Sunnsyten hoch. Schweisstreibend ist der Aufstieg über die sonnenexponierten Weiden und danach durch den Wald via Teuftal weiter aufwärts ins Gental.
Von Färrichstetten an öffnet sich das Gelände und gewährt schöne Blicke ins Engstlenalp-Gebiet hoch. Auch ein gelegentlicher Blick zurück lohnt sich: Hinter Aaretal und Urbachtal erheben sich die Engelhörner und die Wetterhorngruppe. Weniger erbaulich ist allerdings der Bodenbelag: Mehr als eine Stunde lang wandert man auf der asphaltierten Passstrasse taleinwärts, was umso stossender ist, als im flachen Weideland eigentlich ideale Verhältnisse für einen einfachen Fussweg bestünden. Doch die Älpler wollen die Wanderer lieber nicht im Gras, wegen des Abfalls, weil sie die Tore offenlassen und Angst vor Kühen haben. Ach, Wanderer, bleibt doch zuhause und begnügt euch damit, brav euer Subventionssubstrat ans Steueramt abzuliefern, damit weiterhin fleissig Alpen betoniert werden können.
So bummelt man halt einfach an den Gentalhütten vorbei und überlässt es den Autofahrern, auf die Werbetafeln «Käseverkauf!» zu reagieren. Vom Berghaus Schwarzental an wird es endlich besser: Jetzt verläuft die Wanderroute wieder auf einem richtig schönen Bergweg. Zuerst geht es an den Jungibächen vorbei aufwärts. Ein halbes Dutzend Wasserläufe strömt hier direkt aus einer Verwerfung in der Felswand, fliesst über steile Felsplatten in die Tiefe und bündelt sich schliesslich zu einem munter sprudelnden Wildbach.
Etwas weiter oben stehen prachtvolle alte Ahornbäume locker verstreut im Weideland und verleihen dem hügeligen Terrain den Charakter einer Parklandschaft. In mässigem Anstieg geht es weiter durch lichten Tannenwald. Heidelbeerbüsche am Weg ermöglichen im Spätsommer einen erfrischend-herben Schmaus. Bei der Postautohaltestelle unterhalb des Hotels Engstlenalp ist eigentlich das Ziel der Wanderung erreicht. Ein letztes Schmuckstück sollte man sich aber nicht entgehen lassen: Der zauberhafte Engstlensee liegt nur wenige Gehminuten oberhalb der benachbarten Schaukäserei. Wer Lust auf eine kleine Ruderpartie in alpiner Umgebung hat, kann im Hotel ein Boot mieten.