Wanderung Chastalet-Rundweg Gsteig
Das Kastell im «Wohnzimmer der Natur»
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - Oktober
Der Chastalet-Rundweg vermittelt einen Einblick in die Kulturgeschichte der südlichsten Ecke des Berner Oberlands. Die leichte Rundwanderung führt vom Dorf Gsteig in die Flanke des Spitzhorns. Im Talboden insgesamt 2,3 km auf Asphalt, sonst durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Mehrere grossartige Bergwanderungen haben in Gsteig ihren Ausgangspunkt. Die Top-Route der Region führt über den Sanetschpass nach Sion – die Marschzeit beläuft sich auf knapp 10 Stunden. Etwas karger ist hingegen das Angebot an kürzeren und leichteren Wanderungen. Eine interessante und lohnende Ausnahme ist der Chastalet-Rundweg; er eignet sich für eine einfache, aber kontrastreiche Halbtagestour.
«Chastalet»: So wurde Gsteig im 14. Jahrhundert genannt. In dieser Bezeichnung schwingt unüberhörbar das Wort Kastell mit. Tatsächlich befand sich einst hoch über dem Dorf eine Burg. Der Standort bot einen perfekten Blick hinüber zum Col du Pillon und ermöglichte damit die Kontrolle des Verkehrs über den Pass. Vom Kastell ist fast nichts mehr übriggeblieben. Einzig einige Spuren im Boden sowie der Flurname «Burg» zeugen noch von der früheren Anlage.
Der Chastalet-Rundweg ist als kulturgeschichtlicher Lehrpfad angelegt. Mehrere kleine Informationstafeln entlang der Route vermitteln allerlei Informationen über die Gegend. Am Weg liegt beispielsweise ein massiger Felsbrocken, von dem man erfährt, dass er aus der Westflanke des Spitzhorns stammt. Als am 25. Januar 1946 ein heftiges Erdbenen das Wallis und die angrenzenden Gebiete erschütterte, löste er sich aus der Felswand und donnerte in einer mächtigen Staubwolke in die Tiefe.
Andere Stationen des Themenwegs widmen sich den Strudeltöpfen in der jungen Saane oder den sogenannten Joderbräuchen, mit denen sich die Gsteiger noch lange nach der Reformation mit ihren Walliser Nachbarn verbanden – bis diese die Tradition in ihrem Weisswein ertränkten.
Doch auch das Naturerlebnis kommt auf dem Rundweg nicht zu kurz. Eine der Informationstafeln appelliert denn auch an die «Werten Wanderer», man möge Rücksicht und Respekt üben, denn: «Auf diesem Rundweg bewegen wir uns im Wohnzimmer der Natur»; die Vielfalt der Pflanzen sei hier jedenfalls eine wahre Augenweide. Tatsächlich lassen sich auf den wunderbar blumenreichen Wiesen unter anderem Knabenkraut, Sterndolde und gelber Enzian ausmachen.
Der Ausgangspunkt des Chastalet-Rundwegs liegt mitten im Dorf gleich gegenüber dem Gasthof Bären. Durch die Rohrstrasse gelangt man zur Saane und an einem schönen Moorgebiet vorbei zum bewaldeten Hang östlich des Dorfs.
Unterdessen ist das Trassee in einen Kiesweg übergegangen, der nun seinerseits einem schmalen Fusspfad weicht. Dieser zieht sich in mässigem, aber stetem Anstieg zwischen Bäumen und über Bergwiesen in die Höhe.
Nur noch in leichtem Anstieg gelangt man von der Langmatte auf einem Kiessträsschen hinüber zur Burg, dem Kulminationspunkt der Route. Von dort senkt sich der Wanderweg vorerst sanft zum Rotengraben und folgt danach in etlichen, zuweilen mässig steilen Kehren der Saane. Von der Talstation der Sanetschbahn gelangt man auf einem Asphaltsträsschen zum nahen Kraftwerk. Der Saane entlang geht es zurück Richtung Dorf.