Wanderung Meiringen-Ballenberg-Brienz
Aare (3): Verschwundenes Elend
Wanderzeit: 3 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Das Aaretal zwischen Meiringen und Brienz galt während Jahrhunderten als hoffnungslos verarmte und versumpfte Gegend. Dann wurde die Aare kanalisiert. Seither lässt sich der Talboden trockenen Fusses durchqueren. Im Raum Brienzwiler 2 km auf Hartbelag, sonst ausserhalb des Siedlungsgebiets meist Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Von wegen guter alter Zeit: Die Menschen vermochten schon im Mittelalter verheerenden Unfug mit der Natur zu treiben. Weil die Gnädigen Herren von Bern für ihre Kriegszüge Kanonenkugeln benötigten, liessen sie im östlichen Berner Oberland ganze Bergwälder abholzen, damit das dort abgebaute Eisenerz gleich vor Ort verhüttet werden konnte. Gleichzeitig gelüstete es die Mönche des Klosters Interlaken vermehrt nach leckeren Fischfilets, weshalb sie die Aare in Interlaken aufstauten, so dass sie die vom Thunersee aufsteigenden Felchen an der Sperre sozusagen von Hand ernten konnten.
Die Kombination der beiden Faktoren hatte im Haslital katastrophale Auswirkungen: Wegen der gesteigerten Erosion der kahlgeschlagenen Hänge führte die Aare immer mehr Geschiebe. Gleichzeitig konnte dieses wegen des erhöhten Wasserstands nicht mehr abgeführt werden. Der einst fruchtbare Talboden versumpfte zusehends, die Menschen litten unter Hochwasser, Seuchen und Missernten – das Haslital wurde zum Elendsgebiet.
Mitte des 19. Jahrhunderts, nach einer Serie verheerender Überschwemmungen, willigte der Kanton Bern in die Korrektion des Aarelaufs ein. Der Fluss wurde in ein künstlich verbautes Bett verlegt, die Sümpfe wurden entwässert. Seither strömt die Aare als schnurgerader Kanal dem Brienzersee entgegen, Kühe weiden auf drainiertem Grasland, und die Anwohner haben keine Angst mehr vor Sumpffieber.
Das Wandererlebnis ist durch die Aarekorrektion allerdings nicht bereichert worden, denn auf etlichen Kilometern Länge wird der Fluss auf der einen Seite von der Bahnlinie, auf der anderen Seite von der Autostrasse dicht gesäumt. Doch obwohl der Talboden nicht viel mehr als einen Kilometer breit ist, lässt sich diese unvorteilhafte Konstellation gut umgehen, ohne dass man die Nähe zum Fluss völlig verliert.
Vom Bahnhof Meiringen gelangt man durch Wohngebiete rasch zum Fernheizkraftwerk nahe der Aare. Der Uferweg führt vorerst direkt dem Wasser entlang, von der Abwasserreinigungsanlage an dann hinter der Bahnlinie. Bei der Kiesgrube Funtenen haben sich mehrere kleine Seen gebildet, bei denen Sitzbänke zur Rast einladen. Auf einem Kiessträsschen gelangt man durch lockeren Waldbestand zum Weiler Hirssi, danach geht es auf (kaum befahrener) Asphaltstrasse Richtung Brienzwiler weiter. Bei der Radarstation am Fusse der Staldifluh steigt man nach Brienzwiler hoch.
Nach der Durchquerung des Dorfs gelangt man auf einem Kiesweg ins Areal des Freilichtmuseums Ballenberg (Tickets an der Kasse beim Osteingang oder in einem speziell bezeichneten historischen Haus auf dem Gelände erhältlich). Hinter der Fabrikantenvilla aus Burgdorf (nahe des Wyssensees) zweigt ein Weglein ab und führt durch den Wald nach Hofstetten. Von dort geht es über die Louwenen, den Schwemmboden des Lammbachs, nach Brienz und damit wieder zurück ans Wasser, das hier freilich nicht als Fluss dahinströmt, sondern als türkisfarben schimmernder See das Auge erfreut.