Grüsst er einfach – oder lupft es ihm gerade den Hut, wie man so schön sagt? Grund dafür hätte er jedenfalls. Die geschnitzte Figur eines alten Mannes steht hoch oben auf einem Baumstamm am Eingang zum Val Vau, einem Seitental des Val Müstair. Ein Kiessträsschen führt an seinem Standort vorbei, das auch als Wanderweg dient, hauptsächlich aber von Velofahrern genutzt wird. Graubünden hat sich seit den Nullerjahren zu einem wahren Biker-Paradies gemausert. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war die Bergbahnbranche, die davon träumte, mit radelnden Fahrgästen ein ähnliches Betriebsmodell wie mit dem Skitourismus aufziehen zu können. Das Nachsehen haben die Wanderer. Sie werden von Bikern forsch aus dem Weg geklingelt, müssen sich selbst auf schmalen und exponierten Bergwegen vor rollendem Verkehr in Acht nehmen und haben auch imagemässig das Nachsehen, wird doch weiterhin fleissig die (längst widerlegte) Behauptung verbreitet, Biker würden eine höhere Wertschöpfung generieren als Wanderer. Leider greift diese Bündner Seuche zusehends auch in andere Regionen der Schweiz aus. Das ist ärgerlich. Und irgendwie auch ein bisschen kurios. Es ist noch keine hundert Jahre her, da war eine andere Art von Verkehr in Graubünden grundsätzlich verboten: Mit Händen und Füssen hatte sich dort die Bevölkerung in mehreren Volksabstimmungen gegen die Zulassung von Automobilen gewehrt …