Dem Licht des Südens und einigen interessanten Menschen begegneten wir auf einer Recherche-Tour im Puschlav. So zeigte mir Wanderleiter und Bergführer Romeo Lardi das wunderschöne Val dal Saent. Lardi lebt in Le Prese im Talboden und erzählte von einem Lago di Le Prese. Als er meinen verständnislosen Blick bemerkte, erklärte er, auf den Landeskarten heisse das Gewässer fälschlicherweise Lago di Poschiavo. Ein wahrer Lokalpatriot! Zu Le Prese gehört auch der Weiler Canton, den ausgedehnte Blumen- und Kräuterfelder umgeben. Im Puschlav ist der Anteil an Bio-Produktion so hoch wie nirgends sonst in der Schweiz; neun von zehn Bauern verzichten auf chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel. Auch die Kräuterfelder rund um Le Prese werden nach biologischen Methoden bewirtschaftet. Zwei Familien produzieren hier Teekräuter. Während der grössere Betrieb - die Firma Raselli - einen hohen Mechanisierungsgrad aufweist und für Aussaat, Pflege und Ernte mit Traktoren arbeitet, wird in der kleineren Azienda Bio Al Canton vorwiegend von Hand gearbeitet. Den Familienbetrieb führen Claudia Lazzarini und Elmo Zanetti. Sie widmen sich nicht nur dem Kräuteranbau. Der Hof ist der einzige Ort in der Schweiz, an dem in grösserem Stil Berber-Pferde gezüchtet werden. Rund 40 Tiere stehen im Stall, den Sommer verbringen die meisten von ihnen auf einer der umliegenden Alpen. «Wir machen hier eigentlich nur sinnlos schöne Dinge», lacht die Hausherrin, die früher als Verfassungsrechtlerin tätig war. Denn weder von den Pferden noch von den Kräutern könne man satt werden. Doch immerhin bieten die Kräuterfelder den vorbeiziehenden Wanderern zur Blütezeit einen schönen Anblick. Bei Canton beginnt die Bergwanderung zu einem der malerischsten Standorte des Tales: Auf einer Klippe hoch über dem Lago di Poschiavo (oder meinetwegen dem Lago di Le Prese) steht das Kirchlein von San Romerio.